Zum Ferienvorschlag des Regierungsrats des Kantons Zürich im Juni 2018
26 Stunden länger arbeiten pro Jahr – mehr als drei Arbeitstage. Mit einer Verlängerung der Jahresarbeitszeit von 2184 auf 2210 Stunden soll sich das kantonale Personal ab 2019 eine Woche mehr Ferien erkaufen. Unter dem Strich eine Nullnummer. Unsere Begeisterung über diesen schäbigen Vorschlag hält sich in Grenzen!
Wie wichtig Ferien sind, muss ich wohl niemandem erklären. Wir können uns erholen oder aber uns ins Abenteuer stürzen, sind zuhause oder am Strand, aktiv oder bleiben am Morgen einmal länger liegen. Die Vorfreude auf die Ferien, die beginnt meist schon bei der Planung: Wann bezieht man Ferien? Wohin soll es gehen? Der Blick auf die Feriensonne hilft auf dem Weg durch den Tunnel der Arbeitstage. Vorfreude ist ja die schönste Freude, heisst es.
Als ich vor ein paar Jahren noch beim Kanton Zürich gearbeitet habe, war die Ferienplanung am Familientisch immer Gegenstand von langen Diskussionen – nicht, weil wir uns über die Destination uneinig gewesen wären, sondern weil wir mehr unternehmen wollten, als wir Ferientage zur Verfügung hatten.
Auf unserer Abteilung der kantonalen Verwaltung galt die Devise, dass man zumindest 2 Wochen pro Jahr am Stück Ferien beziehen sollte – damit man sich optimal erholen kann. Nur: bei vier Wochen Ferien bleiben dann nur noch 2 Wochen übrig. Und wenn die Verwaltung zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen bleibt, reichen die zwei geschenkten Tage nicht in jedem Jahr für eine freie Woche aus.
Bitter ist es dann, wenn der Freundeskreis Menschen einschliesst, die in der Privatwirtschaft oder bei einer Stadt arbeiten, wo die fünfte Ferienwoche längst Standard ist. Ferien mit Partner*in UND Ferien mit Freund*innen? Träumt weiter! Aber das scheinen Luxusprobleme einer Mittzwanzigerin zu sein, die sonst keine familiären Verpflichtungen hat.
Spinnen wir das Kopfkino weiter: Wie regeln das Menschen mit Kindern? Wie können mit vier Wochen Ferien 13 Wochen Schulferien abgedeckt werden? Wie kann eine Begleitung für einen Schulausflug realisiert werden, wenn nur schon die Ferientage für die Betreuung während der Schulferien knapp sind?
Oder ganz konkret: Peter wohnt in Glattfelden und bringt seine Tochter Lisa an 2 Tagen die Woche in die Krippe. Am Abend holt er sie wieder ab. Glattfelden ist im Halbstundentakt an Zürich angeschlossen und sein Arbeitstag ist genau durchgetaktet, damit er seine Sollarbeitszeit erreicht und seine Tochter trotzdem noch kurz vor der Krippenschliessung abholen kann. Nun soll Peter 6 Minuten mehr arbeiten pro Tag. Die Mittagspause von 30 Minuten darf er aus arbeitsrechtlichen Grünen nicht verkürzen und früher beginnen oder später aufhören mit der Arbeit kann er aufgrund seiner familiären Verpflichtung auch nicht. Was macht Peter nun? Die Stelle wechseln – nur wegen 6 Minuten pro Tag?
Eine zusätzliche Ferienwoche ist längst überfällig und an vielen Orten auch längst normal. Statt mit riesigem Aufwand zu minütelen, soll der Kanton seinen Mitarbeitenden die drei Tage gewähren, die noch für eine zusätzliche Ferienwoche fehlen. Wegen dieser 26 Stunden pro Jahr wird das Budget des Kantons nicht untergehen – und die Leute haben es verdient. Dann kann ich mit meinen Freund*innen, die beim Kanton arbeiten, auf gleicher Augenhöhe die Ferien planen.